Nihari – das One-Pot-Wonder aus Pakistan
Die kulinarische Reise nach Pakistan habe ich ausnahmsweise nicht selbst unternommen. Ich hatte dieses Mal eine Korrespondentin, die vor Ort war und das Nationalgericht Nihari für Fernweh geht durch den Magen mitgebracht hat.
Zu Gast bei einer pakistanischen Familie
Meine Kollegin Anne (nicht im Bild) war dieses Jahr in Pakistan unterwegs und hat dort zusammen mit Nazia (hinten links) und Junaid (Mitte) das pakistanische Nationalgericht Nihari gekocht. Sie war zu Gast bei Ashraf Abbasi (2.v.re), einem Banker aus Karachi. Bevor ich euch aber das Rezept vorstelle, das sie mitgebracht hat, hier ein kleiner Steckbrief zu Nihari.
Der Name Nihari…
…stammt vom arabischen Wort „Nahar“, was so viel wie „früher Morgen“ heißt, da das Gericht früher vor allem zum Frühstück gegessen wurde. Heute kann man es aber auch mittags und abends essen.
Auf Urdu schreibt man Nihari:
نهاری
Wikipedia behauptet, dass…
…manchmal auch Gehirn mitgekocht wird. Ob das wirklich stimmt, weiß ich nicht. Tatsache ist aber, dass Nihari früher überwiegend mit Lammfleisch gekocht wurde. Das wurde am Abend aufgesetzt und köchelte die ganze Nach durch, so dass es rechtzeitig zum Frühstück fertig war. Die Variante mit Hühnchen geht viel schneller und ist in einer guten Stunde auf dem Tisch.
Außer in Pakistan…
…isst man das Gericht auch in Bangladesh und in Indien. Ursprünglich kommt Nihari aus Delhi. Nach der Unabhängigkeit Pakistans sind viele Köche von Delhi nach Karachi gegangen und haben das Gericht quasi mitgenommen. Und jetzt ist es das Nationalgericht des Landes.
Serviert wird Nihari mit…
…Zitronenspalten und frischem Koriander.
Sollte man essen bei…
…Erkältungen, Fieber und wenn die Nase läuft. Das hat ein Wunderheiler aus Delhi schon vor über hundert Jahren beschrieben.
Das Gericht hat Trendpotential, weil…
…es einerseits ein klassisches Slow-Cooking-Gericht ist und außerdem in nur einem Topf zubereitet wird und damit ein echtes One-Pot-Wonder ist. Zwei Foodie-Trends in einem Gericht, mehr geht nicht.
Wie isst man in Pakistan?
Anne hat während des Kochens die Rolle einer Food-Ethnologin übernommen und war so nett, mir ihre Beobachtungen zu erzählen. Sie sagt, zum Essen kommt man in Pakistan meistens in großer Gruppe mit Freunden oder der Familie zusammen und trifft sich zunächst im Wohnzimmer. Frauen sitzen meistens in einer separaten Ecke. Dann redet man stundenlang – gerne über Politik und die Situation im Land. Irgendwann servieren die Angestellten dann das Essen. Zum Essen gibt es immer viele verschiedene Gerichte: Daal, gemischtes Gemüse, Chicken Curry, Fisch, Chapati, Naan und noch vieles mehr. Meistens setzt man sich zum Essen an einen Tisch, manchmal gibt es aber auch eine Art Buffet und man isst dann im Wohnzimmer auf dem Sofa. Einmal habe sie sogar bei einem Pakistani im Schlafzimmer gegessen, was wohl eine besondere Ehre sei.
Tischmanieren im deutschen Sinne gibt es nicht, sagt sie. Jeder fängt an, wenn er etwas hat, keiner verteilt das Essen. Frisches Brot und Getränke werden von den Angestellten gereicht. Und: Es wird weiter sehr viel geredet und diskutiert. Insgesamt hatte sie den Eindruck, dass das gemeinsame Essen im pakistanischen Leben nicht als Event angesehen wird. Während wir uns viel Mühe mit dem Essen geben und die Gäste bei uns das Essen schätzen, stehen in Pakistan vor allem Diskussionen und gemeinsames Musizieren beim Treffen im Vordergrund. Nach dem Essen trinkt man dann noch gemeinsam einen Tee und dann löst sich die Runde meistens auch schon auf.