Dholl Puri – zwei Fladen auf die Hand
Ich habe in zwei Wochen auf Mauritius bestimmt 15 Mauritianer gefragt, was ihr Nationalgericht ist. Und jedes Mal bekam ich eine andere Antwort. Viele sagten, es gebe so viele typische Gerichte. Das stimmt, aber ein Gericht essen auf der Insel wirklich alle: Dholl Puri.
Mauritius ist ein Melting Pot, auch in der Küche
Die mauritianische Küche spiegelt die kulturelle Zusammensetzung der Inselbewohner wider. Es gibt Gerichte mit indischem, chinesischem, französischem, kreolischem und muslimischem Ursprung. Gar nicht so einfach, da das typische Nationalgericht ausfindig zu machen. Deswegen habe ich auf meiner Mauritius-Reise dieses Jahr viele Mauritianer nach ihrem Nationalgericht gefragt. Die Antworten waren sehr verschieden. Die meisten sagten „Cari“, also Curry, sei das typischste Gericht. Auf der Insel gibt es aber sehr viele verschiedene Currys: Dry Cari, Vindaye, Cari de cerf, Cari de Poulet, usw. Alle schmecken toll, aber wirklich sagen, welches denn das Typischste ist, konnte keiner. Eine Familie, bei der wir mittags einmal zum Essen zu Gast waren, sagte mir, dass Bryani das Nationalgericht von Mauritius sei. Das ist ein Reisgericht, das von der muslimischen Bevölkerung stammt. Es ist schon sehr typisch, aber wenn man genauer hinsieht, isst es jeder Mauritianer anders – nämlich so wie es zu seiner Kultur passt. Moslems eher mit Rindfleisch, Hindus mit Hühnchen und Chinesen manchmal mit Schweinefleisch.
Frage nie einen Einheimischen nach seinem Nationalgericht
Die meisten Mauritianer aber sagten, dass es nicht ein einziges Nationalgericht gebe, sondern ganz viele. Nach einer Woche habe ich dann verstanden, dass es nichts bringt, Einheimische nach ihrem Nationalgericht zu fragen. Die stecken zu tief in ihrer Kultur und kennen eben auch die kleinen Unterschiede. Um ein einziges Nationalgericht zu bestimmen, ist der Blick von außen wohl der bessere. Das merke ich mir übrigens schon mal für meine Suche nach dem deutschen Nationalgericht. Ich hab also selber die Augen aufgemacht und gesehen: Es gibt schon ein Gericht, das wirklich alle Mauritianer essen – ganz egal zu welcher Kultur sie gehören. Und das ist Dholl Puri.
Was ist Dholl Puri?
Dholl Puri kommt ursprünglich aus der indischen Küche und ist ein dünner Fladen, ähnlich wie ein Crepe. Der wird mit verschiedenen vegetarischen Saucen, so genannten „achards“ und pürierten gelben Linsen gefüllt. Die Grundgewürze sind Kurkuma und Kreuzkümmel. Wenn man einen bestellt, bekommt man immer 2 Stück serviert – Dholl Puri kommt also immer pärchenweise. Es kostet selten mehr als 12 Rupien, was umgerechnet etwa 30 Cent sind. Und es macht sehr lange satt, wie mir viele Mauritianer unabhängig voneinander versicherten. Bestimmt auch ein Grund, weshalb es das beliebteste Streetfood der Einwohner ist.
Foodbike statt Foodtruck
Dholl Puri ist klassisches Streetfood, das man unterwegs aus der Hand isst. Stände, an denen man es kaufen kann, gibt es in Mauritius an jeder Ecke. Hier eine kleine Auswahl über die ganze Insel verteilt:
Und wo schmeckt es am besten?
Gar nicht so einfach, bei der Auswahl einen guten Stand zu finden. Der allgemeine Rat auf der Insel ist, dass man Dholl Puri am besten immer da kaufen soll, wo die Schlange am längsten ist. Und in dem Fall, war das ganz klar in der Markthalle von Port Louis, der Hauptstadt der Insel. In der überdachten Halle war sehr viel los, vor allem Einheimische haben sich hier angestellt, um den Snack zu kaufen. Ein gutes Zeichen.
Geschmeckt hat es sehr authentisch, was in diesem Fall scharf heißt. Sehr lecker! Trotzdem war das nicht das beste Dholl Puri, das ich in Mauritius gegessen habe. Das lag aber auch an der krassen Hitze in der Markthalle und dem Trubel um uns herum. Ein Händler von einem der Touri-Nap-Geschäfte in der Nebenstraße wurde ziemlich schnell auf uns aufmerksam und ist uns während des Essens keinen Meter mehr von der Pelle gerückt ist. Das hat das Ess-Erlebnis ein bisschen getrübt und deswegen gab es das beste Dholl Puri für mich nicht hier in der Markthalle, sondern woanders. Bei „Chez Hans“.
Der Stand „Chez Hans“ steht mitten in der Fußgängerzone von Port Louis – in der Nähe des Museums, in dem die blaue Mauritius ausgestellt ist. Ob der Typ wirklich Hans heißt, bezweifle ich. Aber wie man auf dem Bild sehen kann, ist es an dem Stand sehr ruhig. Und genauso ruhig und entspannt war auch der Verkäufer, als er die Teigfladen mit Bohnen und achard belegte. Fast stoisch. Und das schönste: Er hatte einen Tisch im Schatten, an dem wir das Dholl Puri in Ruhe essen konnten.
Schmeckt am besten mit:
Nach einem Dholl Puri trinkt man auf Mauritius meistens Alouda. Das ist eine Art Vanilleeis-Milkshake, der kleine Samen drin hat. Die Samen haben eine leicht schleimige Konsistenz, weil sie in der Flüssigkeit quellen. So wie Chia-Samen, die sich bereits zu Chia-Pudding verdickt haben. Und sie sollen auch genauso gesund sein wie Chia. Die kalte Milch des Getränks löscht die Schärfe im Mund. Der perfekte Begleiter also zu Mauritius‘ Nationalgericht.
Das Rezept für Dholl Puri findet ihr hier und wenn ihr noch mehr über die kulinarischen Highlights der Insel wissen wollt, gibt es hier ein kleines „Mauritius Spezial“.