Chivito – der Döner Uruguays
Streetfood boomt in Deutschland. Gerade besonders beliebt sind Foodtrucks. Das sind umgebaute LKWs, die in der Gegend rumfahren und Burger, Hot Dogs oder Crepes frisch zubereiten und verkaufen. In einem der Foodtrucks, die durch Bayern tingeln, gibt es das Nationalgericht Uruguays: Chivitos. Und das ist natürlich kein Zufall.
Ein Uru in Bayern
Edwin, der Besitzer des Chivito-Trucks, kommt aus Uruguay. Er lebt schon seit 25 Jahren in Deutschland und seit er seine Heimat verlassen hat, vermisst er vor allem eines: die Chivitos. Deswegen hat Edwin die Sache selbst in die Hand genommen und verkauft das uruguayische Nationalgericht jetzt zusammen mit seinem Team aus dem Chivito-Truck. Ich habe ihn am Truck besucht und erfahren, was ein Chivito eigentlich ist und was er mit einer Ziege zu tun hat.
Was genau ist ein Chivito?
Chivito ist ein Fast Food, das man in Uruguay vor allem auswärts isst. Er besteht aus einem Brötchen mit Fleisch, Tomate, Speck, Zwiebel und Salat. Außerdem kommt noch Mozzarella-Käse rein, der in einem so genannten Klip-Klap schmilzt, das ist eine Scheibe gekochter Schinken.
Dann ist es also ein Sandwich?
Es ist kein Sandwich und es ist auch kein Burger. Ein Chivito ist ein Chivito. Punkt.
Warum nennst du deinen Chivito denn dann King of Sandwich?
Die Idee kam, als ich vor ungefähr drei Jahren im Travel-Channel die Sendung von Antony Bourdain gesehen hab. Der war in Uruguay und wollte gerade in einen Chivito reinbeißen und sagte auf Englisch: “Mein Lieblingssandwich ist eigentlich Pastrami-Sandwich aus New York, aber das hier, this is it. This is the King of Sandwich.” Und diesen Spruch hab ich dann als Slogan übernommen.
Wie isst man Chivitos denn in Uruguay?
Ein Chivito ist eine komplette Mahlzeit, die man ab mittags isst. Als ich noch in Uruguay lebte, habe ich mittags einen gegessen und wenn wir freitags oder samstags ausgegangen sind, dann haben wir vor dem Clubbesuch noch schnell einen gegessen und morgens um 4 Uhr nach der Disko dann nochmal einen, bevor wir ins Bett gegangen sind. Das ist so was wie der Döner Uruguays.
Gibt es unterschiedliche Arten davon?
Im Brot gibt es drei Varianten: der “común” ist der einfachste, der “canadiense”, das heißt der Kanadische, ist schon ziemlich üppig und dann gibt es noch den “completo”. Und der ist ungefähr zwanzig Zentimeter hoch. Das ist eine Riesenportion mit 200g Fleisch drauf. Man kann einen Chivito aber auch “al plato” bestellen, also auf dem Teller. Da wird er mit Pommes serviert und es kommt noch ein Spiegelei drauf.
Warum heißt der Chivito?
Chivo ist eine Ziege und Chivito ein kleines Zieglein. Das Gericht hat mit einer Ziege aber nichts zu tun. Der Name geht nur darauf zurück, dass eine Frau vor 70 Jahren in einem Restaurant in Punta del Este ein Ziegenfleischgericht bestellt hat.
Was ist damals genau passiert?
Der Erfinder Antonio Carbonaro hatte ein gut gehendes Restaurant in Punta del Este. Das hieß “El Mejillon”, die Miesmuschel, und war rund um die Uhr geöffnet. Angeblich kam eines Tages eine Argentinierin vorbei, die irgendwas mit Ziegenfleisch bestellte. Antonio hatte aber kein Ziegenfleisch und hat dann einfach improvisiert. Das Ergebnis war der Chivito. Und den hat er dann auch anderen Gästen serviert.
Heute gilt er sogar als Nationalgericht Uruguays.
Ja, der Chivito ist dort allgegenwärtig. Als ich mir diesen Namen hier in Deutschland schützen lassen wollte, ging das nicht. Das deutsche Patentamt sagte, der Name sei nicht schützbar, weil es das Nationalgericht Uruguays ist.
Wie reagieren denn die Leute am Foodtruck, wenn sie einen Chivito zum ersten Mal sehen?
Es ist schon ein erklärungsbedürftiges Produkt, weil es keiner kennt. Aber sobald sie es sehen, die Kommentare von den anderen hören, hier rein schauen und rein riechen, wollen sie es probieren. Der Erfolg ist riesig.
Welchen Chivito verkauft ihr hier?
Wir haben hier im Wesentlichen den Chivito canadiense, aber ein bisschen eingedeutscht.
Was genau ist eingedeutscht?
In Uruguay hauen die unglaublich viel Mayo drauf. Das machen wir nicht, weil das hier in Deutschland nicht gut ankommen würde. Außerdem verwendet man in Uruguay sehr süßes Weißbrot, dieses Burgerbrot, das man aus den USA kennt. Bei uns gibt es dagegen richtiges Brot. Und wir haben standardmäßig kein Spiegelei drauf. Falls aber jemand ein Ei drauf haben möchte, machen wir das natürlich.
Verwendet ihr im Truck irgendwelche Spezialzutaten?
Wir haben eine Mayonnaise mit Limette und eine eigene Chimichurri-Sauce. Außerdem verwenden wir einen so genannten Gaucho-Pfeffer.
Momentan plant ihr ein Restaurant, eine Chiviteria. Wird es da dann auch einen Chivito al plato geben?
Auf jeden Fall, mit allem drum und dran. Und wir werden in der Chiviteria sicherlich auch einen authentisch großen Chivito bauen können. Das ist aber hier mit dem Foodtruck nicht möglich. Der fällt dann beim Essen auseinander und die Leute würden sich vollkleckern, weil man die Dinger fast nicht halten kann.
Am liebsten hat Edwin seine Chivitos in der Chiviteria Marcos direkt am Strand in Punta del Este gegessen. „Die war an einer Tankstelle und man konnte direkt auf die Küste kucken. Und der Typ, Marcos, war cool. Der hat bei hunderten Kunden trotzdem gewusst, wie du deinen Chivito das letzte Mal gegessen hast.“
Das Rezept findet ihr hier
Eigentlich isst man Chivitos nicht Zuhause, sondern auf der Straße – klassisches Streetfood eben. Aber für den Fall, dass Edwins Foodtruck mal zu weit weg von euch sein sollte, findet ihr hier das Chivito-Rezept. Wo sich Foodtruck gerade befindet, seht ihr in diesem Tourplan.