Historische Kekse aus Neuseeland
Eigentlich hasse ich backen. Aber bei der Geschichte dieses neuseeländischen Nationalgerichts, konnte ich nicht widerstehen. Anzac Biscuits sind nämlich historisch. Sie gehen auf den ersten Weltkrieg zurück.
Zeit für eine Geschichtsstunde
ANZAC ist die Abkürzung für „Australien and New Zealand Army Corps“. Das war im ersten Weltkrieg eine Truppe aus australischen und neuseeländischen Soldaten, die 1915 in Gallipoli gegen die Türken kämpften. Ach so, und damit natürlich auch gegen die Deutschen, denn das Osmanische Reich war mit Deutschland verbündet. Die Truppen fielen am 25. April in Gallipoli ein. Allerdings stießen sie dort auf starken Widerstand von der osmanischen Armee (angeführt von keinem geringeren als Atatürk himself übrigens). Der Widerstand war so groß, dass der Feldzug acht Monate dauerte. Und er endete damit, dass die übrig gebliebenen australischen und neuseeländischen Soldaten aus Gallipoli abgezogen wurden. Ein Drittel der neuseeländischen Soldaten starb bei der Aktion. Eigentlich ein totales Desaster. Aber: Auf der anderen Seite der Erde kann man Niederlagen feiern.
Ein Gewinn im Verlust
Der missglückte Feldzug in Gallipoli verhalf Neuseeland, sich als Nation zu definieren. Die neuseeländische Regierung schreibt auf ihrer Homepage:
The Gallipoli campaign showcased attitudes and attributes (…) that helped New Zealand define itself as a nation, even as it fought unquestioningly on the other side of the world in the name of the British Empire. After Gallipoli, New Zealand had a greater confidence in its distinct identity, and a greater pride in the international contribution it could make.
Die Neuseeländer haben gesehen, dass sie fähig sind, international einen Beitrag zu leisten. Und das führte zu einem größeren Selbstvertrauen des gesamten Landes. Bis heute gedenken sie jedes Jahr am 25. April allen gefallenen Soldaten. Der „Anzac Day“ ist ein landesweiter Feiertag dort. Aber was hat das mit den Keksen zu tun?
Endlich mal ein richtiges Nationalgericht
Anzac Biscuits gibt es sowohl in Neuseeland als auch in Australien. Beide Ländern behaupten, sie hätten sie erfunden. Und vielleicht stimmt das. Die Frauen beider Ländern schickten ihren Männern im ersten Weltkrieg Essen an die Front. Und da Australien und Neuseeland so weit weg sind, musste das Essen lange haltbar sein. Man nannte die Kekse damals Soldatenkekse. Nach dem Feldzug in Gallipoli wurden sie zu „Anzac Biscuits“. Wenn das mal kein echtes Nationalgericht ist. Echt Kiwiana!
So macht man Anzac Biscuits
Die traditionellen Kekse sind hart und flach, damit man sie gut in Tee tunken konnte. Hach, dieser Commonwealth. Heute gibt es auch weichere Versionen. Aber die Grundzutaten sind immer die Gleichen: Haferflocken, Kokosnuss, Mehl und Zucker. Blos keine Eier! Die waren damals nämlich schwer zu bekommen. Dafür muss mit der Butter nicht gespart werden. Was dazu führt, dass man nach dem Essen keine Handcreme mehr braucht.
Die Zubereitung der Kekse ist einfach. Ich mische alle trockenen Zutaten, lasse Butter im Topf zergehen und gebe da den Sirup dazu. Die Butter gieße ich zum Rest. Alles verkneten, Wasser und Backpulver dazu, wieder kneten und dann kleine Kügelchen formen. Die drücke ich auf dem Backblech flach und schiebe sie für 15 Minuten bei 150 Grad in den Ofen.
Und wie schmeckt Neuseeland?
Das Ergebnis ist lecker, irgendwo zwischen Hobbits und Ikea-Keksen. Aber zu 100 Prozent selbst gemacht. Und das beste: Die Kekse halten lange. Denn ursprünglich sollten sie eine Schiffsreise von Neuseeland nach Ägypten überstehen. Und wie mir das Seereisenportal mitteilte, dauert die mindestens 27 Seetage.