Bobotie oder die Sache mit dem Curry

Bobotie aus Südafrika

Ich war noch nie in Südafrika. Höchste Zeit also das Land wenigstens kulinarisch zu bereisen. Aber wo fange ich an? Denn bisher war ich ja noch nicht mal in einem südafrikanischen Restaurant. Gut, dass es Facebook gibt. Meine Freundin Ruth lebt in Südafrika und sie schreibt mir, dass Bobotie einem Nationalgericht am nächsten kommt. Und tatsächlich sagt Google mir, dass die United Nations Women’s Organization das Gericht schon 1954 zum Natonalgericht von Südafrika erklärte. Das könnte eine spannende Geschichte werden.

Identität geht durch den Magen

Die Südafrikanische Botschaft in Berlin sagt mir, dass das Gericht ursprünglich aus Malaysia kommt und dort „Bobotok“ hieß. Sklaven brachten den Fleischauflauf dann ans Kap. Das erklärt auf jeden Fall das Curry im Gericht. Vom Western Cape ausgehend, wurde Bobotie dann im ganzen Land beliebt. Und heute ist es für Südafrika von großer Bedeutung. Es gibt nämlich kaum eine kulinarische Spezialität, die man als typisch südafrikanisch bezeichnen kann. Dafür ist die südafrikanische Gesellschaft von zu vielen verschiedenen Kulturen und Ethnien geprägt. Aber Bobotie schließt hier mittlerweile eine Lücke.

We are a mixed community from so many different cultures and ethnic origins. However, bobotie is a dish that evolved in the Western Cape, which has become popular throughout the country and all its citizens and thus can be called a true South African dish.

Es scheint, als ginge nicht nur Fernweh durch den Magen, sondern auch Identität. Ach wie schön, wieder ein Gericht mit einem wichtigen gesellschaftlichen Auftrag. Mal sehen, wie es schmeckt.

Wie schmeckt Südafrika?

Das Gute an dem Gericht: alle Zutaten sind im normalen Supermarkt zu bekommen. Dafür schmeckt das Ergebnis aber doch exotisch. Aber der Reihe nach. Als erstes röste ich die Mandelstifte an und weiche das Toastbrot in Wasser ein. Dann mische ich das eingeweichte Toastbrot mit dem Hackfleisch und brate die Mischung in Olivenöl an. In der Zwischenzeit schäle und hacke ich Zwiebel, Ingwer und Knoblauch und brate diese Zutaten in einer zweiten Pfanne in Butter an. Ab jetzt duftet die Küche hervorragend! Und es wird noch besser, denn ich gebe Kurkuma, Aprikosenmarmelade, Tomatenmark und Curry dazu.

Die Sache mit dem Curry

Zutaten für Bobotie

Normalerweise hasse ich Rezepte, in denen man xy Teelöffel „Curry“ dazu geben soll. Jede halbwegs erfahrene Hausfrau weiß, dass es „das“ Curry nicht gibt. Curry ist immer eine Gewürzmischung, die in vielen verschiedenen Ländern von vielen verschiedenen Familien auf viele verschiedene Arten gemischt wird. Aber ich bin vorbereitet. Weil das Gericht aus Südostasien stammt, habe ich mir eine Currymischung besorgt, die wenigesten geografisch nahe liegt: ein indonesisches Zitronencurrypulver aus dem Bioladen. Eine gute Wahl wie sich später rausstellt. Aber weiter im Rezept.

Nachdem ich alle Gewürze in der Pfanne habe, mische ich noch einen guten Schluck Wasser unter die Sauce und gebe dann das Hackfleisch und die Mandeln dazu. Die Masse kommt in eine Auflaufform. Dann verquirle ich die Eier mit Milch und Pfeffer und schütte diese Mischung über das Fleisch. Noch drei Lorbeerblätter oben drauf und ab in den Ofen. Nach einer knappen halben Stunde können wir schon essen. Wenn Bobotie für ganz Südafrika steht, dann schmeckt Südafrika süß, würzig und deftig. Irgendwie asiatisch, aber auch irgendwie europäisch durch die Ei-Milch-Decke. Mein Mann ist begeistert. Und auch ein bisschen entschädigt nach dem thailändischen Salat.

Zutaten für Bobotie

Das Rezept und die Zutatenliste für Bobotie zum Nachkochen findet ihr hier.

 

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